Offener Brief eines langjährigen Mitglieds

Offener Brief eines langjährigen Mitglieds

Sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender Henke,
sehr geehrter Herr Bundesgeschäftsführer Setecki,

seit nunmehr 44 Jahren bin ich Mitglied im Verein für Deutsche Schäferhunde. Ich habe unsere Ortsgruppe gegründet mit aufgebaut und bringe mich über Jahre im Vorstand meiner Ortsgruppe, bei zahllosen Prüfungen und der Mitgliedergewinnung ein.

Heute jedoch muss ich mein Engagement für den SV grundsätzlich in Frage stellen. Korruptionsvorwürfe gegen die Bundesspitze des Vereins kursieren im Internet, dubiose „Gebühren“ werden eingeführt, es soll ein gut ausgebautes Versorgungssystem für altgediente Mitglieder der Bundesgeschäftsstelle geben.

Seit gut zwei Jahren bin ich dabei, mir einen Überblick über den Zustand des Vereins zu verschaffen. Leider muss ich feststellen, dass sich mein Bild vom SV zusehends verdunkelt:

  • Die neu eingeführte Registriergebühr, die vom Verwaltungs- und Wirtschaftsrat des Vereins vorgeschrieben wurde, halte ich für eine willkürliche Auslegung der Satzung. Ich unterstütze ausdrücklich mutige Mitglieder wie Herrn Giersiepen, die den Mut haben, sich gegen diese Machenschaften zu wehren.
  • Die Anzeige gegen Herrn Demeyere, der sich gegen den Kommerz im SV und VDH ausspricht, ist eine Lachnummer. Das eine ausgebildete Juristin auf diesem Niveau arbeitet ist schon schlimm. Und das für diesen Unfug auch noch Mitgliedsbeiträge in Zeiten knapper Kassen verbrannt werden, halte ich für ein Unding.
  • Die von Ihnen initiierte Beitragserhöhung um 23% wird bei uns in der Ortsgruppe Volkmarsen dazu führen, dass 8 SV Mitglieder fristgerecht die Mitgliedschaft kündigen werden.  Zeitgleich mussten wir erfahren, dass der SV Pensionsrückstellungen für verdiente Mitarbeiter macht. Ist das Ihre Vorstellung von einer transparenten Vereinsführung?
  • Aus der Wirtschaft und Verwaltung kenne ich es, dass die Gehälter von „verdienten Mitgliedern“ einer Organisation offengelegt werden. Das klappt bei DAX-Unternehmen genauso wie bei Bürgermeistern, Schulleitern oder dem Vorstand vom Kleingartenverein. Einzig der SV – und vielleicht noch die Mafia – machen um die Entschädigung der „Verdienten“ ein großes Geheimnis. Als Vorsitzender einer OG fällt es mir nicht leicht, hier für Sie eine Lanze zu brechen.
  • Ebenfalls mysteriös erscheint mir der Umgang des Vereins mit den Hammer Protokollen aus 2008. Sie sitzen auf einem Stapel von eidesstattlichen Erklärungen und sehen die Missstände in der Zucht tagtäglich. Doch statt durchzugreifen geschieht nichts – zumindest nichts, was diesem Zustand abhelfen könnte.
  • Stattdessen erlebe ich, dass unser Bundeszuchtwart von mutigen Hundesportlern von zwei Verbandsgerichten seines Amtes enthoben wurde. Statt nun aber das Engagement unserer Richter zu unterstützen lassen Sie es zu, dass der Bundeszuchtwart sich zwei Mal in sein Amt zurück schleichen darf, nicht wegen erwiesener Unschuld sondern wegen Formfehlern! Wie zum Hohn erklären Vorstand und Geschäftsführung einmütig, dass man hinter dem Zuchtwart stehe und ihm das Vertrauen ausspräche. Na bravo!

Mir drängt sich der Gedanke auf, dass Ihr Spitzenpersonal sich im Bundesverein auf Kosten der Mitglieder sehr bequem eingerichtet hat. „Täter“ werden geschützt, Opfer angezeigt, Kritiker wie Helmut Raiser kurzerhand abserviert. Alles zum Wohle des Vereins, versteht sich. Zeitgleich verlieren wir jeden Monat  Ortsgruppen – ein Zufall?

Lassen Sie es mich ganz offen formulieren: wer Prüfungen manipuliert und dabei erwischt wird, hat jeden Kredit für ein Vorstandsamt im SV verspielt. Wer international mit Hunden handelt und dafür sorgt, dass Richter diese Hunde gut bewerten, ist ebenfalls ungeeignet für die Führung des Vereins. Mit diesen Zuständen muss Schluss sein – doch leider verliere ich immer mehr den Glauben daran, dass unser Rechtsamt und die zuständigen Bundesgremien dies aus eigener Kraft können. „Wenn man den Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen“, dieser Spruch drängt sich beim SV geradezu auf.

Heute sehe ich einige wenige, ehrenamtliche Hundefreunde, die mit Mut und Gradlinigkeit aussprechen, was im Verein an Missständen da ist. Der Verein wehrt sich gegen seine Spitze. Hobbysportler stehen gegen Berufsjuristen, Zuchtgewinndler und graue Eminenzen. Zugegeben, ein ungleicher Kampf, doch dank der Transparenz des Internet kommt letztlich immer mehr ans Licht, was nicht mehr wegdiskutiert und weggeklagt werden kann.

Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich nicht gewillt bin, den Niedergang meines Vereins sehenden Auges zu akzeptieren. Gleiches gilt auch für den Deutschen Schäferhund, den ich ebenfalls nicht von einer verschworenen Clique kaputtgezüchtet sehen möchte.

Ich fordere Sie auf, die beschriebenen Zustände im SV anzugehen und das geschwundene Vertrauen der Basis zurückzuerlangen. Klagen Sie nicht gegen wahrlich verdiente Mitglieder sondern übernehmen Sie endlich Verantwortung für unseren Verein und den Schäferhund, den „Bergab-Schäferhund“, wie er im übrigen bereits im Ausland genannt wird. Handeln Sie oder machen Sie den Weg frei – die Entscheidung liegt bei Ihnen.

Sportliche Grüße

Bernd Ditze
1. Vorsitzender OG Volkmarsen

5 Replies to “Offener Brief eines langjährigen Mitglieds”

  1. Toll! Super Brief. Ich hoffe dass der
    SV endlich wach wird. Und das noch mehr Mitglieder sich zusammen tun gegen diese Machenschaften.

  2. Pingback: Andreas Ditze – Querbeet durchs Internet » Blog Archive » Wo Rauch ist, ist auch Feuer

  3. Bravo, mutig,direkt und mit Sachverstand ohne ausfaellig zu werden die Misstaende kommentiert!

    Danke dafuer!

  4. Sehr mutig und in diesem Brief ist alles so beschrieben, wie es im SV aussieht und zwar in der Zucht, wie in der Leistung. Wirklich schade.

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