Die Championatszucht versaut den Deutschen Schäferhund

Liebe OG-Volkmarsen,
werte Freunde des Deutschen Schäferhundes,

der Landesgruppenvorsitzende hat unseren Kampf gegen HD/ED und meine Ausführungen dazu vor ein paar Tagen im Infoheft der LG09 bedacht. Unsere Sorge, dass die genetischen Defekte immer mehr zu werden scheinen, nimmt er weiterhin nicht ernst. Stattdessen ist er borniert genug, mir zu unterstellen, ich würde mit „Polemik und Stimmungsmache“ unser Anliegen vorbringen. Zur Erinnerung: Doktor(!) Lauber ist der LG-Vorsitzende, der die von uns öffentlich gemachten hohen HD/ED-Quoten in unserer Region auf die schlechte Volkmarser Luf zurückgeführt hat.

Ich will es hier noch einmal im Guten versuchen.

Was ist HD/ED?

Es geht um erblich bedingte Defekte beim Deutschen Schäferhund. Die Defekte kommen durch Inzucht und  Championatszucht, wie Gudrun Beck Ende 2012 in einem Fachbeitrag feststellte.

HD steht für Hüft-Dysplasie und beschreibt eine Fehlstellung der Hüfte. ED steht für Ellbogen-Dysplasie. Sie ist ein chronisch verlaufender vererbter Krankheitskomplex des Ellenbogengelenks schnellwüchsiger Hunderassen.

Konsequenzen für den Deutschen Schäferhund

Für den Hund bedeutet HD/ED ein erhebliches körperliches Problem. Er hat Schmerzen, kann daran erlahmen und letztlich seinen Aufgaben (bspw. als Dienst- und Sporthund) nicht mehr nachkommen.

Das Problem ist so gravierend, dass der Deutsche Schäferhund im Polizei- und Militärdienst nahezu nicht mehr vorkommt. Der belgische Schäferhund und der Labrador laufen dem Deutschen Schäferhund auf breiter Front den Rang ab, seit 2005 werden an der Zollhundeschule nahezu ausschließlich Belgische Schäferhunde ausgebildet.

Warum bekommt der SV die Gendefekte nicht in den Griff?

Laut offizieller Statistik des SV gibt es gar kein nennenswertes Problem mit ED/HD mehr, denn mittlerweile haben nur noch ca. 3% aller Schäferhunde HD und ca. 6% ED. Doch was ist diese Statistik noch wert, wenn innerhalb von 15 Jahren die Anzahl der im Zuchtbuch gemeldeten Hunde sich glatt halbiert hat und man gleichzeitig von Gefälligkeitsbefunden und „Garantie-Welpen“ liest?

Unser SV hält sich selber für den Hüter des „Rassestandards“ des Deutschen Schäferhundes. Er wäre somit bestens geeignet, über seine Vereine auf die Züchter einzuwirken. Doch die Realität sieht anders aus.

Züchter verdienen Geld mit dem Verkauf von Hunden. Ob ein Hund viel oder wenig Geld „wert“ ist, hängt entscheidend davon ab, wie gut er in das Bewertungsschema unserer Bundeszuchtvorgaben passt. Durch diese Auslese wurde der Genpool unserer Leistungshunde dramatisch verkleinert – die Champions wurden vermehrt, der Rest aussortiert. Inzucht war und ist die Folge.

Dazu kommen hausgemachte Probleme. Auf dem Züchterkonvent in Hemsbach wurde von Nikolaus Waltrich und Wilhelm Nordsiek deutlich ausgesprochen, was keiner wahr haben will: Es gibt genügend Züchter, die Röntgenaufnahmen mit erkennbarem HD/ED Defekt einfach verschwinden lassen. Im Zweifelsfall wird ein genetisch defekter Welpe einfach an einen unwissenden Kunden verkauft, als das man sich damit lange beim Doktor aufhält oder sogar noch einen Rechtsstreit aufgrund eines „Sachmangels“ riskiert. Das ist besonders bitter, denn bereits ab der 16. Woche ist das HD-Problem erkennbar – und behandelbar. Doch wer behandelt eine Krankheit, die zunächst Mal Geld kostet, deren Bekanntwerden aber letztlich den angeblichen Zuchtwert schädigt und den Zwinger in Verruf bringen könnte?

Korruption und Kumpanei

Der Kampf gegen die Korruption und Kumpanei im SV hängt direkt mit unserem Eintreten gegen HD/ED zusammen. Durch das Internet ist mittlerweile (hoffentlich) allen Mitgliedern bekannt, dass Prüfungen in unserem Verein zu Gunsten einiger Züchter manipuliert werden. Seit 2012 werden die Fälle zunehmen öffentlich, so dass sich mittlerweile eine eigene Initiativgruppe gebildet hat, die den SV-Funktionären auf die Finger schaut.

Bei den Manipulationen geht es zwar vordergründig nur um die persönliche Bereicherung irgendwelcher Züchter, doch der Filz zwischen Züchtern und Richtern ist mittlerweile so gewaltig, dass er Auswirkungen auf den Rassestandard hat.

Konkret heißt das: hat ein einflussreicher Züchter einen Stall voller Hunde, die nur noch bergab laufen können, schmiert er so lange Richter und Zuchtwarte, bis „seine“ Hunde wieder die Nase vorn haben.

Das Problem Landesvorstand

Unser Dr. Lauber, der Vorsitzende der LG09, müsste endlich den Mut aufbringen, die Dinge rund um HD/ED so zu sehen, wie sie sind. Doch statt seine Connections zu nutzen oder einfach nur mal im Netz zu recherchieren, blockiert er die Bemühungen der SV-Aufklärer und aktiven Streiter für die Gesundheit des Deutschen Schäferhundes. Persönlich entgegne ich dem LG Vorsitzenden an dieser Stelle: „Sie können mich borniert oder selbstüberschätzt nennen und meinetwegen auch ernsthaft glauben, dass ich mit über 70 Jahren es nötig hätte, im Internet Stimmung zu machen. Glauben Sie es oder lassen Sie es bleiben, es ist mir egal – denn Sie wollen nicht sehen, was los ist.“

Kopf einschalten, Meinung bilden

„Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ – und lesen können wir zum Glück alle. Ich habe sämtliche Quellen hier verlinkt, die Autoren sind Deutsche und in der Regel per Mail oder Telefon erreichbar. Hakt nach, sprecht mit den Leuten. Bildet euch selber ein Urteil darüber, wer recht haben könnte: Der stimmungsmachende OG-Opa aus Volkmarsen oder der weise LG-Führer aus Fulda. Beide werden nicht Recht haben können.

Ich persönlich werde meine Kraft weiterhin gegen betrügerische Züchter und bestechliche Richter einsetzen. Ich werde für die Durchsetzung des Verbots von Profizüchtern im SV streiten und den Betrug in Leistung und Zucht konkret benennen. Der Sumpf muss trocken gelegt werden, ob es den Fröschen passt – oder nicht!

Mit sportlichem Gruß
Bernd Ditze

5 Replies to “Die Championatszucht versaut den Deutschen Schäferhund”

  1. Dass es nach wie vor Probleme bei dem DSH gibt sollte man nicht anzweifeln. Kenne einige, die von angeblich guten Züchtern Hunde kauften, bei denen sich anschließend HD herausstellte. Diese Leute wollten nicht unbedingt Sport damit treiben, waren unbedarft und bekamen dann offensichtlich den Ausschuss. Klar, dass diese Hunde in keiner Statistik erscheinen.
    Ich persönlich hatte vor Jahren Glück, dass meine Hündin (Abstammung eines VA Rüden) HD und ED frei war. Allerdings hat sie deutliche Übergröße (wahrscheinlich habe ich sie seinerzeit deshalb bekommen). Was mich aber seinerzeit beim Röntgen ärgerte war, der Hinweis, sollte der TA meinen die Hündin ist nicht HD und ED frei soll er die Bilder nicht einschicken.
    Wenn das so in vielen Fällen passiert, ist die Statistik natürlich Makulatur. Ich persönlich finde auch, dass eine Zucht mit noch zugelassen Hunden nicht sinnvoll ist.

  2. Schaut hier ein “kleines” Beispiel wie es Schäferhunden ergeht deren
    Diagnose HD/ED lautet, diesmal hat ein Tierarzt NICHT mitgespielt,
    aber ich möchte nicht wissen wie viele Tierärzte diese “Spiel” aus Kundenbindung mit machen.

    LG Ursula

    Menschen für Tiere Nümbrecht
    18 Std. · Bearbeitet

    Schäferhündin Heidi, 7 Monate alt, ihr Leben hat gerade erst angefangen – und doch wäre sie schon tot, ginge es nach dem, der sie überhaupt erst in die Welt gesetzt hat: ihrem so genannten “Züchter”. Dummerweise hat Heidi nämlich Ellenbogengelenksdysplasie, kurz ED. Zwar kann sie nach OPs an beiden Gelenken ein ganz normales Leben führen, aber zur Zucht ist sie nicht geeignet. Und was kein Geld einbringt, das bringt man eben um… Wer jetzt denkt, dass das doch sicher ein Einzelfall wäre, der irrt leider! Ähnliche Erfahrungen haben wir schon mehrfach machen dürfen…

    Unsere Tierärzte haben dem Wunsch ihres Produzenten natürlich nicht Folge geleistet, sondern stattdessen uns gebeten Heidi aufzunehmen. Die erste – übrigens von unseren TÄ bezahlte! – OP hat sie heute gut überstanden, die nächste folgt in einigen Wochen. Schön wäre es natürlich, wenn sie sich zumindest vom zweiten Eingriff schon im neuen Zuhause erholen könnte…

    https://www.facebook.com/213168668720188/photos/a.213190315384690.48607.213168668720188/711355745568142/?type=1&theater

  3. Ich habe heute mal wieder seit längerem einen deutschen Schäferhund auf der Straße sehen können. Es ist wirklich traurig. Man sah dem Hund an, dass er unter seiner Hüfte leidet. Das war kein geschmeidiger Gang mehr.

    Ich frage mich ernsthaft, wie ein solches Merkmal als “besonders attraktiv” bei den Wettbewerben durchgehen kann.

    Als Gebrauchshund ist sowas doch nicht mehr zu gebrauchen. Weder Polizei noch Zoll wird sich dem wirtschaftlichen Risiko aussetzen, Hunde dieser Rasse einzusetzen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit schon wenige Monate nach ihrer teuren Ausbildung arbeitsunfähig sind.

  4. Ich finde es super, dass eine OG gegen diese Mafia vorgehen möchte. Diese Hochzucht gehört verboten. Vorne Hund, hinten Frosch. Das ist etwas, was ich niemals verstehen werde.
    Das schlimme daran ist die Nachfrage. Solange es die gibt und teilweise bis zu 500.000 Euro gezahlt wird, wird diese Hochzucht weiter bestehen!

  5. Der deutsche Schäferhund schafft sich selber ab, durch seine Züchter und Richter. DS sind kaum mehr an Prüfungen anzutreffen, die Malinois Border und die Retriever haben ihnen längst den Rang abgelaufen. Schade, dass ein einst so stolzer Hund heute zum gesundheitlichen Wrack gezüchtet wurde.

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